Chronik aus der Festschrift zur 50jährigen Jubiläumsfeier 18.-20. Juli 1970

Sangesfreunde, 15 an der Zahl waren es, die sich am 13. Juli 1919 zusammenfanden und den Gesangverein EINTRACHT Sindeldorf gründeten. So wäre eigentlich die 50jährige Jubiläumsfeier schon 1969 fällig gewesen, aber für dieses Jahr waren die Sängerfeste vom Gau schon alle vergeben. So wird nun der Verein am 18., 19. und 20. Juli sein 50jähriges Jubiläumsfest, verbunden mit Fahnenweihe gebührend feiern.

Vorstand des neugegründeten Vereins wurde Schreinermeister Xaver Retzbach. Schriftführer Josef Humm, und Kassier Xaver Mütsch. Als Dirigent stellte sich Maurermeister Anton Hettinger zur Verfügung, der selbst ein Genie in der Musik war. In seiner Wohnstube, wo auch lange Zeit die Singstunden stattfanden, hatte er eine eigens erbaute Orgel stehen. Auch hatte er aus der näheren und weiteren Umgebung zusammen einen großen Zitherclub gegründet, mit dem er in den einzelnen Orten Konzerte gab. Ferner beherrschte er noch Geige, Klavier, Guitarre. Handharmonika und Trompete. Bereits am 16. August 1921 besuchte der Verein das Sängerfest in Ingelfingen und erntete mit seinem Liede: "Mein Herz ist am Rheine" einen sehr großen Beifall. Im Juli 1922 errang der Verein im Preissingen in Berlichingen einen 2. Preis mit Schleife und Diplom, was natürlich die Sängerherzen begeistern ließ. Ebenfalls bei einem Sängerjubiläum in Krautheim nahm der Verein teil. Da altershalber Hettinger weiterhin sein Amt nicht mehr ausführen konnte, übernahm der damalige Lehrer Max Hermann die Dirigentenstelle. Als ein ausgezeichneter Musiker legte er später sein Lehreramt ab und widmete sich der Musica.

Am 14. Juni 1925 wurde das Sängerfest in Dörzbach besucht. Die Fahrten zu diesen Festen wurden immer in geschmückten Leiterwägen ausgeführt. Schon frühzeitig hat der Verein in seinen jungen Jahren fast jährlich zu Weihnachten oder Fasnacht Theaterspiele aufgeführt, einmal um kulturell in der Gemeinde zu wirken und andererseits um einige Märklein in die Vereinskasse zu bekommen. Auch wurden jeweils bei Hochzeiten eines Mitgliedes, oder bei andern bedeutenden Anlässen in der Gemeinde ein Ständchen dargebracht. Am 13. Juni 1926 besuchte der Verein das Sängerfest in Westernhausen, das aber leider sehr verregnet wurde. Mit dem Jagsttal-Express fuhr man dann bis Marlach um nicht ganz durchnäßt zu werden. Nach Wegzug von Lehrer Hermann übernahm der neue Lehrer Peter Landwehr, geb. aus Amrichshausen, die Dirigentenstelle des Vereins und entfaltete als Könner der Musik eine wirklich segensreiche und ersprießliche Arbeit im Verein. Peter Landwehr. der im hiesigen Friedhof seine letzte Ruhestätte gefunden hat, wird in der Geschichte des Vereins unvergessen bleiben, seine Tatkraft, sein Wirken, sein Ruf als Heimatdichter, waren weit über die Grenzen des Dorfes bekannt. Und ebenso weit bekannt über die Grenzen des Sindelbachtales hinaus, war es H. H. Pfarrer Ernst Zeitler, der ein großer Förderer des Vereins war und im zusammenwirken mit Lehrer Landwehr viele unvergessliche Abende und Feiern gestaltet hat. Am 16. Juni 1927 brachte der Verein dem Neupriester V. Kuhn ein Ständchen dar und wie aus dem Festbuch zu ersehen ist. verbringt er als Geistlicher Rat i. R. den Lebensabend in seiner Heimatgemeinde, um aber noch regen Anteil am kirchlichen Leben zu nehmen.

Im Jahre 1929 nahm der Verein an den Sängerfesten in Bieringen und Dörrenzimmern teil. In Dörrenzimmern gefiel es einzelnen Mitgliedern so gut, daß sie zur festgesetzten Stunde zum Abmarsch nicht da waren, was dann Unstimmigkeiten erzeugte, so daß am 21. Juli ein neuer Vorstand, Jul. Kemmer, und als Schriftführer Eugen Belz, gewählt wurden. Am 1. Juni 1930 nahm der Verein als Patenverein in Eberstal bei der Fahnenweihe teil.

Am Pfingstmontag des Jahres 1931 machte der Verein, zusammen mit dem hiesigen Kirchenchor seinen ersten Omnibusausflug nach Würzburg. Der Gem. Kirchenchor im Dorfe besteht schon über ein Jahrhundert und nimmt heute noch unter Leitung von Hubert Stahl die kirchlichen Interessen wahr.

Durch Krankheit des Dirigenten Landwehr konnte der Verein nicht mehr so aktiv sein, aber dennoch konnte er bei der Amtseinsetzung seines Mitgliedes Eugen Belz als Bürgermeister am 10. August 1934 mitwirken. Auch an den Staatsfeiertagen wurde zwangsläufig mitgewirkt. Am 30. Mai 1937 wurde das Sängerfest in Niedernhall besucht und am Wertungssingen teilgenommen. Nun schweigt die Sängerchronik bis 1946. Eine schwere Zeit liegt in diesem Schweigen. Mitglieder, Freunde und Gönner des Vereins durften nicht mehr alle den Neuanfang des Vereins miterleben. All denen, die nicht mehr in die Heimat zurückkehren durften, gedenken wir in Dankbarkeit und grüßen Sie heute am Feste und wollen Ihnen stets in Liebe und Achtung gedenken.

Im Herbst 1946 wurde auf Anregung der Jugend eine Zusammenkunft abgehalten, mit dem Ergebnis, daß man wieder singen möchte. Lehrer Reinhard übernahm die gesangliche Leitung. Auch wurde zu Fasnacht 1947 sofort wieder Theater gespielt, was zu einem vollen Erfolg führte. In der Generalversammlung am 2. März 1947 bat der seitherige Vorstand um Ablösung. Aus der Neuwahl ging Hugo Hofmann als Vorstand hervor. Am 30. Mai 1948 verabschiedete der Verein seinen Dirigenten Reinhard und sein Nachfolger, Lehrer Sieber übernahm den Verein. So wurde auch das 30jährige Stiftungsfest des Vereins für den 10. Juli 1949 festgelegt. Obwohl mit Risiko zu dieser Zeit, war das erste größere Fest nach dem Kriege ein Erfolg, wie man es sich nicht gedacht hatte. Die ganze Gemeinde setzte sich mit allen Kräften ein, sodaß Vorstand und Festausschuß volle Unterstützung hatten. Die Festansprachen wurden von Vorstand Hofmann, H. H. Pfarrer Zeitler und Bm. Belz gehalten. Ebenfalls war das Kinderfest am andern Tage ein voller Erfolg. Noch lange Zeit später konnte man vernehmen: die Sindeldorfer könnnen halt Feste feiern.

So lebte der Verein in guter Harmonie weiter, stärkte seine Kassen mit Laienspiel, so daß der Verein im Jahre 1950 mit 2 Omnibussen nach Frankfurt zur DLG-Ausstellung fuhr. Im Jahre 1951 fuhr der Verein gleich mit 3 Omnibussen nach Stuttgart zur Wilhelma. Da in Stuttgart, sowie in Frankfurt sehr viele ehemalige Sindeldorfer wohnen, wurden vom Vorstand alle Sindeldorfer angeschrieben, so daß jeweils des Abends ein herzliches Zusammentreffen stattfand, was immer sehr guten Anklang fand. Im Mai 1952 war der Verein gleich 2 Tage unterwegs am Bodensee.

Wieder einmal war Dirigentenwechsel und man mußte nach auswärts. So stand der Marlacher Dirigent Anton Metzger lange Zeit dem Verein vor.

Am 7. und 8. Mai 1953 fuhr der Verein in die Alpen nach Oberammergau und Füssen.

Am 19. August 1954 durfte der Verein seinem Mitglied Karl Ulrich zur Amtseinsetzung als Bürgermeister ein Ständchen bringen, desgleichen bei seiner Wiederwahl 8 Jahre später.

Wieder mußte der Verein Dirigentenwechsel vornehmen. Diesmal sprang Karl Schmitt aus Stachenhausen in die Bresche. Nach ihm übernahm dann im Mai 1955 Hubert Stahl die gesangliche Leitung.

Im Mai 1956 war der Verein 2 Tage am schönen Rhein, 1958 2 Tage in Österreich. Den Höhepunkt der Ausflüge bildete die 3tägige Fahrt nach Frankreich, nach Marigny St. Marcel. Dort war Sangesbruder Willi Humm lange Jahre in Gefangenschaft und im Zusammenwirken mit dem dortigen Pfarrer war es ein großartiges Erlebnis, die Tage dort verbringen zu dürfen. Ein Gegenbesuch der Franzosen wurde im Juli 1960 abgestattet. Allen Besuchern gefiel es sehr in Sindeldorf und so manches französich-deutsch wurde gewelscht.

An Sängerfesten wurden besucht: Ingelfingen, Westernhausen. Criesbach, Diebach, Marlach, Hohebach, Dörrenzimmern, Eberstal, Crispenhofen, Stachenhausen, Winzenhofen, Nagelsberg und Buchenbach.

Der Wandel der Zeit brachte es mit sich. daß Vereinssingen nicht mehr so hoch in Kurs gestellt wurde. Radio, Fernsehen, Motor, Fußball spielten höhere Trümpfe. Unstimmigkeiten traten auf. Nachwuchs fehlte. 1961 übernahm Richard Hettinger das Amt des Vorstandes bis 1968. Ihn löste dann Gerhard Medelski ab, von dem nach 1 Jahr Alfred Schäfer den Verein übernahm. Zusammen mit Schulleiter Jettinger als Dirigent meistern sie die Aufgaben, die sich der Verein gestellt hat und zum Feste noch anfallen werden.

Nun feiert der Verein sein 50jähriges Stiftungsfest, verbunden mit Fahnenweihe. Nicht alles kann hier aufgezeichnet werden, was die Vereinschronik in den 50 Jahren aufgeschrieben hat. Mitgewirkt in Freud und Leid, kulturell sich betätigt zum Wohle der Gemeinde, Aufstieg und Niedergang verkraftet, der Jugend das Ziel gesetzt, so hat das Deutsche Lied erreicht: Ein einig Volk von Brüdern, treu dem was recht und wahr, so tönts in Liedern wie heut und immerdar.

So grüßen wir alle unsere Gäste aus nah und fern, ein herzliches Willkommen, möget Ihr alle frohe Stunden der Besinnung und der edlen Freude mit uns erleben, so daß der Tag des Festes, 19. Juli 1970 ruhmvoll eingehen möge in die Geschichte des Vereins zur Ehre unseres Deutschen Liedes.